Themen: Totalitarismus

Du sollst produktiv sein!

Über die christlichen Wurzeln der Marktwirtschaft

In seiner „Ethik“ schreibt der katholische Theologe Romano Guardini, dass ausgerechnet Nietzsche konstatiert habe, der moderne Mensch wisse gar nicht, wie sehr er vom Erbe des Christentums zehre. „Alle unsere sittlichen Begriffe“, so Guardini, „alle sie begründenden Werte, alle unser Dasein tragenden individuellen wie sozialen Handlungen stehen ja doch im Erbgang des Christentums. Die Axiome der Unantastbarkeit der Person, … der Freiheit und Ehre jedes Menschen, … der grundsätzlichen Gleichberechtigung jenseits von Privileg und Begabung … die Wahrheit des Wortes und die Verlässlichkeit des Vertrages — das und vieles sonst enthält … die Wirkungen von vielen Jahrhunderten christlicher Gewissensbildung und Menschenformung.“ Guardini trifft hier einen wichtigen Punkt. Es ist plausibel, dass die Ideen der Unantastbarkeit der Freiheit, des Lebens, Denkens, Glaubens und des Eigentums einen religiösen Ursprung haben und erst später von liberalen Denkern aufgenommen und säkularisiert wurden.

Etwas plakativer formuliert kann man drei elementare Bedingungen einer freien Gesellschaft und somit auch deren wirtschaftlicher Verfassung — der Marktwirtschaft — benennen, die allesamt zugleich im biblischen Dekalog ihre Manifestation gefunden haben: 1. Unantastbarkeit des Eigentums („Du sollst nicht stehlen“ und „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut“), 2. Ehrlichkeit, und somit Verlässlichkeit des Vertrages („Du sollst kein falsches Zeugnis geben…“), und 3. die hohe Wertschätzung der Familie („Du sollst Vater und Mutter ehren…“). Im Jargon der modernen Soziologie könnte man von der Familie als der unerlässlichen Einübungsinstitution für die kulturelle Sozialisation einer jeden Person reden.

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Eurokritiker Baader: Deutschland wird zum Armenhaus

Wie sagte der französische Ökonom Frédéric Bastiat? Ökonomie ist die Lehre von dem, was man nicht sieht. Man sieht eben kaum, wie Europas Einheitszins die PIIGS-Staaten – Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien – in Blasenökonomien verwandelt hat. Wie die Einheitswährung dazu führt, dass Deutschland die Ersparnisse seiner Bürger über Leistungsbilanzüberschüsse an die Luderstaaten verschenkt, und wie der kreditfinanzierte Scheinreichtum im Bankrott münden wird. Erst bei den PIIGS, dann bei uns.

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„Raserei nach Sinn“

Der Sozialphilosoph Roland Baader warnt vor neuen totalitären Ideologien.

factum: George Orwell warnte in seinen Essays und Romanen („1984“, „Farm der Tiere“) vor Totalitarismus. Gerade Intel­lektuelle sind anfällig für totalitäre Ideo­logien wie den Stalinismus, so seine Be­obachtung. Teilen Sie seine Ansicht?

Baader: Ja. Orwell hat geschrieben, dass er mit seinem Buch „1984“ die totali­tären Ideen in den Köpfen der Intellek­tuellen nur „logisch zu Ende gedacht hat“. Er hat auch gesagt: „Einige Ideen sind so absurd, dass nur Intellektu­elle an sie glauben konnten.“ Intellek­tuelle sind aber nicht nur passiv anfäl­lig für totalitäre Ideen; sie gebären sie auch aktiv. Mit und nach der Franzö­sischen Revolution waren alle Schreckensregime der Neuzeit längst von eit­len Denkwerksburschen erdacht und propagiert worden, bevor sie von skru­pellosen politischen Machtfiguren in die Tat umgesetzt wurden. Sprach-Verbrechen gehen den Tat-Verbrechen vo­raus. Der satanische Erfolg des Marxismus und seiner Spielarten mit weltweit vie­len hundert Millionen Toten ist letztlich nicht Marx zuzurechnen, sondern der marxistischen Gefühlslage der schrei­benden und redenden Zunft. Natürlich gilt das nicht für alle Intellektuellen, aber für eine Mehrheit.

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