“Inflation: Der papierene Selbstmord”

Von Lenin, der gewiss etwas von Revolution und Umsturz verstanden hat, soll der Satz stammen: „Wer die kapitalistische Gesellschaft zerstören will, muss ihr Geld zerstören.“ Skurrilerweise hat Lord Keynes das sicherste Mittel hierzu genannt, nämlich die Inflation.

Ausgerechnet der Lord Keynes, der die modernen Ökonomen zu Inflationisten gemacht hat und der doch mit seinen Lehren den Kapitalismus vor dem Sozialismus retten wollte. In einer Schrift von 1920 führte er aus:

„Mit dem kontinuierlichen Prozess der Inflation kann der Staat heimlich und unbeachtet einen grossen Teil des Reichtums seiner Bürger konfiszieren. Mit dieser Methode können die Regierungen nicht nur konfiszieren, sondern willkürlich konfiszieren. Der Prozess stellt alle verborgenen Kräfte der ökonomischen Gesetze in den Dienst der Zerstörung, und er macht es auf eine Art und Weise, die nicht einer aus einer Million Menschen zu erkennen vermag.“

Leider muss ich ergänzen, dass zu diesen schimmerlosen Menschen inzwischen auch die meisten Ökonomen gehören, und nicht zuletzt – wie gesagt – wegen der Keynes’schen Lehren.

Das sicherste und einfachste Mittel zur Zerstörung einer jeden Währung ist also die permanente Inflation – und Inflation heisst Vermehrung der Geldmenge oder des sog. Geldangebots (inklusive der Kredite natürlich). Und diese unablässige Vermehrung kann nur in einem Papiergeldsystem erfolgen, genauer: unter der Domäne eines Papiergeldes ohne Einlösepflicht in wertbeständige Sachwerte – vorzugsweise Gold und Silber. In einem solchen System entstehen beliebige Milliardensummen vermittels eines Federstrichs – sei es des Notenbankpräsidenten, der Bankvorstände oder des Finanzministers.

Seit Jahrzehnten bindet man den Bürgern den Bären auf, zum Wirtschaftswachstum bedürfe es einer moderaten Inflation – also des stetigen Geldmengenwachstums. Das ist Unsinn. Es gab z. B. vor dem 1. Weltkrieg ein Jahrhundert des gesunden Geldes. In diesem Jahrhundert erhöhte sich der Reichtum der Welt mehr als in allen vorangegangenen Zeiten der Menschheit. In diesem Jahrhundert des Goldes hat der Staat das Geld und den Kredit nicht manipuliert. Die Währungen mussten nicht „gemanagt“ werden. Zwischen 1820 und 1913 betrug die Verbraucherpreisinflation in den USA null Prozent. Im Vereinigten Königreich waren die Verbraucherpreise zu Beginn des 2. Weltkriegs niedriger als im Jahr 1800 (das heisst: Es herrschten 139 Jahre lang stabile Preise). Der freie Markt garantiert diese Stabilität, wenn das Geldangebot stabil bleibt, was beim Goldgeld gewährleistet war. Mit dem reinen Papiergeld und den Lehren von Lord Keynes war das alles zu Ende. Aber die vulgärwissenschaftliche keynesianische Theorie vom Segen der Inflation und von der Notwendigkeit einer antizyklischen Fiskalpolitik ist natürlich Musik in den Ohren der Politiker. Gibt sie ihnen doch die scheinbar wissenschaftliche Legitimation für ihre endlosen Ausgaben- und Verschuldungsorgien.

Gewiss stimuliert ein Geld- und Kreditschub anfänglich die Konjunktur, aber in die falsche Richtung. Man schaue sich an, mit welchen groben Verzerrungen der ökonomischen Parameter die Amerikaner heute leben: Eine Konsumquote am Volkseinkommen von 70 und mehr Prozent und eine Sparquote von Null. Sie werden in den kommenden Monaten und Jahren erleben, mit welch schmerzhafter Strenge die Marktkräfte in Richtung normaler Quoten drängen werden. Eine relativ hohe gesamtwirtschaftliche Sparquote ist nämlich für eine stetig wachsende und stabile Volkswirtschaft notwendig, weil nur das investiert werden kann, was real gespart wurde. Das wusste sogar Keynes mit seiner makroökonomischen Gleichung I = S (Investition gleich Ersparnis). Nach künstlich entfachten Booms kommt es immer wieder zu Einbrüchen, zu Rezession oder Depression, weil die Politik des leichten Geldes, des billigen Kredits, das Vorhandensein überreichlicher Ersparnisse signalisiert, die real gar nicht vorhanden sind. Investitionen, die von dieser Illusion angeregt werden, erweisen sich später als falsch und verlustträchtig. Es kommt zu schmerzhaften Korrekturen.

Dieses papierene Geldsystem herrscht seit dem Ende des Goldstandards – also grob gesprochen ab 1913 – weltweit und ausnahmslos. In seiner die ganze Erde umspannenden Ausschliesslichkeit ist das ein welthistorisch einzigartiges Experiment. Logischerweise fiel die Abkehr vom Goldgeld zeitlich zusammen mit der Gründung des Federal Reserve Systems – oder der amerikanischen Zentralbank, kurz das (oder auch die) FED genannt – im Jahr 1913. Im reinen Papiergeldstandard muss das Geldangebot im Prinzip monopolisiert werden, damit die Banken sich nicht gegenseitig in den Bankrott treiben, indem sie den papierenen Geldmüll immer billiger anbieten. Und um nichts anderes als Müll handelt es sich dabei, denn Papiergeld – so hat schon Voltaire geschrieben – kehrt früher oder später immer zu seinem inneren Wert zurück: Zu Null.

Der Bankier Ferdinand Lips hat die Gründung der Fed und die Abkehr vom Goldgeld als „die grösste Tragödie in der Geschichte der Welt“ bezeichnet. Das klingt im ersten Moment übertrieben, ist es aber nicht. Man bedenke: Ohne die Einführung des ungedeckten Papiergeldes hätte es den 1. Weltkrieg nicht gegeben. Mit Gold als Geld hätte man ihn nicht länger als drei Wochen führen können. Deshalb wurde ja die Goldwährung bei Kriegsausbruch abgeschafft. Somit hätte es auch die grosse Inflation und die Währungsreform der zwanziger Jahre nicht gegeben, durch die Millionen von Deutschen ihre Ersparnisse und ihre Existenzen verloren haben. Auch die grosse Weltwirtschaftskrise wäre der Menschheit erspart geblieben. Und ohne diese Ereignisse wäre Hitler nicht an die Macht gekommen. Ebenso wenig Lenin, Stalin und Konsorten. Auch der 2. Weltkrieg hätte nicht finanziert werden können, noch wäre er ohne die vorangegangenen Ereignisse überhaupt denkbar gewesen.

Mit Gold als Geld wären den Deutschen nicht nur Krieg, Zerstörung und Diktatur erspart geblieben, sondern auch die zweite Währungsreform von 1948. Ebenso der Kaufkraftverlust der D-Mark, der sich von 1950 bis zur Ablösung durch den Euro auf 95 % akkumuliert hatte – sowie der Kaufkraftverlust des Euro von schon wieder 50 % innerhalb der wenigen Jahre seit seiner Einführung. Und ohne das papierene Falschgeld würde jetzt die Welt nicht vor dem Abgrund einer finanziellen Katastrophe stehen, welche die westliche Zivilisation auslöschen kann. Die internationale Vernetzung und wechselseitige Abhängigkeit der Banken im Ozean aus Papiergeld-Krediten und -Schulden hat nämlich dazu geführt, dass es nicht – wie in früheren Krisen – beim Zusammenbruch einiger Banken bleiben muss, sondern dass nunmehr innerhalb kurzer Zeit das Bankensystem der ganzen Welt zusammenbrechen kann.

Es ist einfach nicht zu begreifen, dass angesichts solcher Erfahrungen und der sich schon lange abzeichnenden Gefahren die weitaus meisten Ökonomen das fiat money, das Zentralbankwesen und das Bruchteilsreserven-Bankensystem (fractional reserve banking) für gut und alternativlos halten. Wir haben seit fast 100 Jahren ein sozialistisches, staatsmonopolistisches und marktfremdes Geld, das den Blutkreislauf des Kapitalismus sukzessive vergiftet und in dessen Zusammenbruch führen muss. Doch die Ökonomen verstehen nicht nur nichts mehr vom Geld (nach wie vor ist das einzig herausragende und von kaum einem Ökonomen gelesene Werk der Geldtheorie das Buch von Ludwig von Mises „Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“). Eine der ganz wenigen Ausnahmen in Deutschland ist Thorsten Polleit, Professor an der Frankfurter Hochschule für Finanzen und Management. Von ihm stammen die Sätze: „Die Manipulation der Zinssätze ist das Rezept für Desaster“ – und: „Die Ursache der internationalen Kreditkrise hat einen Namen, nämlich das staatsgelenkte Papiergeld-Regime.“

Fassungslos verfolge ich seit Jahren den Ökonomen-Streit um die Relevanz der sog. „zweiten Säule“ für die geld- und zinspolitischen Entscheidungen der Zentralbanken. Bis zur Wende zum neuen Jahrtausend war es für Zentralbanker unumstritten, dass sie sich zur Ausrichtung ihrer Politik sowohl an der sog. „Inflation“ (gemeint ist die Rate der Preissteigerung) als „erster Säule“ als auch an der „zweiten Säule“, nämlich der Geldmengenbeobachtung orientieren sollten. Inzwischen sind die meisten Ökonomen der Ansicht, man könne und solle auf diese zweite Säule verzichten, weil seit längerer Zeit kein Zusammenhang mehr ersichtlich sei zwischen Geldmengen-Entwicklung und Inflation. Das ist aber nicht nur terminologisch falsch, sondern schlimmer noch: Es ist auch inhaltlich falsch. Unsäglich falsch. Studien von ernsthaften Ökonomen belegen eine zwar zeitverzögerte, aber geradezu Eins-zu-eins betragende Korrelation zwischen Geldmengenzuwachs und Aufwärtsdrift des Preisniveaus.

Auch Bundesbank-Studien belegen das. Im Unterschied zu fast allen sogenannten Wirtschaftswissenschaftlern haben die Bundesbank-Ökonomen auch nicht übersehen, dass es nicht nur eine Konsumgüter-Preisinflation gibt, sondern auch eine Vermögensgüter-Preisinflation – eine asset price inflation. Sie schadet dem Geldwert genauso wie die Konsumgüterpreis-Inflation. Auch sie führt zu Fehlallokationen knapper Ressourcen und zieht eine nicht marktgerechte Verteilung von Vermögen nach sich. Die steigenden Preise für Aktien, Immobilien und andere Vermögensgüter locken immer mehr Sparer an, die ebenfalls – wie ihre Nachbarn und Kollegen – an den Preissteigerungen partizipieren wollen. So kommt es zu Vermögenspreis-Blasen, deren späteres Platzen die Volkswirtschaft schwer schädigt.

Man konnte in den Jahren, in denen der vormalige Fed-Präsident Alan Greenspan die Schleusen für das aus heisser Luft geschaffene Geld weit geöffnet hat, staunend beobachten, wie sich in den USA eine „asset price-Blase“ nach der anderen gebildet hat: Zuerst die Aktienblase, dann die Immobilien- und Hypothekenblase, und dann die Blase der sogenannten Derivate, der um zwanzig Ecken herum verbrieften Schulden und Kredite. Sie alle sind entweder bereits geplatzt oder sie werden noch platzen. Mit furchtbaren Folgen. Irgendwann treten nämlich im überhitzten Finanzsektor Verluste auf und bringen den Kredit- und Geldschöpfungsprozess zur Notbremsung. Danach beginnt eine unheilvolle Abwärtsspirale: Fallende Vermögenspreise, Liquiditätsengpässe, wankende Banken, sinkender Konsum, rückläufige Investitionen, Firmenzusammenbrüche und sinkende Beschäftigung. Rezession oder gar Depression halten Einzug. Für die letzten drei Jahre des aktuellen Jahrzehnts steht uns vielleicht noch Schlimmeres ins Haus.

Ein paar Worte zur Terminologie, weil auch sie heute nicht mehr stimmt: Die „alten“ Ökonomen in und aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg – genauer: vor Keynes und seinen Voodoo-Lehren – wussten noch, dass „Inflation“ Geldmengenvermehrung bedeutet. Das, was aus dieser Geldmengenaufblähung zwangläufig folgt, nannte man (zur Unterscheidung von „Inflation“) Güterpreisinflation oder Teuerung. Was man heute Inflation nennt, ist also eigentlich eine Folge der Inflation. Die Güterpreisinflation oder Teuerung ist eine Folge der Inflation – also der Geldmengenaufblähung.

Aber bleiben wir einmal dabei, das Steigen einiger, vieler oder aller Preise „Inflation“ zu nennen. Dann muss die unumstössliche Wahrheit – das eherne Gesetz der Geldtheorie – lauten: Die einzige Inflationsursache ist Geldmengenvermehrung. Nichts sonst! Milton Friedman, weltberühmter Ökonom und Nobelpreisträger, hat das in den Satz gegosssen: „Inflation is always and everywhere a monetary phenomenon.“ (Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen, was bedeuten soll: Sie ist ein geldmengenspezifisches und kein durch „Kostendruck“ oder Preispolitik verursachtes Ereignis. Die Erhöhung der Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes im Stadium einer fortgeschrittenen Preisinflation ist letztlich auch nichts anderes als eine Geldmengenerhöhung).

Was aus den geldtheoretischen Kenntnissen der Ökonomenzunft seit Keynes geworden ist, kann man zwar schon lange – aber besonders krass in jüngerer Zeit – in den Medien verfolgen. Sogar in seriösen Zeitungen wie der FAZ und dem Handelsblatt wird bezüglich der aktuell hochschnellenden Konsumgüter-Preisinflation in Deutschland und Europa so gut wie nie auf die wahre Ursache – nämlich auf das in der EU seit Jahren zwischen 5 und 13 Prozent oszillierende Geldmengenwachstum – verwiesen. Stattdessen kann man Kommentare lesen wie: „Verantwortlich für den Preisschub sind hauptsächlich Energie und Nahrungsmittel. Auf sie geht mehr als die Hälfte der Gesamtpreissteigerung gegenüber Ende 2006 zurück.“

Wie unsinnig solche Erklärungen sind, erkennt man, sobald man die richtigen Begriffe verwendet. Dann müsste der besagte Kommentar nämlich lauten: „Die Teuerung kommt von der Teuerung“ – ähnlich dem Berliner Spruch: „Die Armut kommt von der Poverte.“

Geradezu kabaretreif war die Meldung der Nachrichtenagentur Reuters, die Ende August 2007 im Streuverfahren an Dutzende (oder vielleicht Hunderte) von Zeitungsredaktionen ging. So konnte man denn auch im seriösen Handelsblatt lesen: „Die Inflation in Simbabwe hat 7.635 Prozent erreicht. Ursache ist eine seit neun Jahren andauernde Rezession, durch die sich Nahrung, Benzin und Importe immer weiter verteuern.“ Blöder geht’s nicht mehr. Der Verbrecher Mugabe, der die Notenpressen Tag und Nacht laufen lässt und immer noch mehr Nullen auf die Geldscheine drucken lässt, hält sich den Bauch vor Lachen.

Es sei hier wiederholt: Die einzige Ursache dessen, was man heute als Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus bezeichnet, ist die Vermehrung der Geldmenge. Nichts sonst. Die Preise für Benzin, Strom und Lebensmittel können durch Veränderungen der Angebots- und Nachfrageverhältnisse noch so stark steigen: Es kann hierdurch keine Preisniveau-Erhöhung stattfinden, wenn die Geldmenge nicht zugleich steigt oder vorher gestiegen ist. Wenn alle Konsumenten oder Nachfrager dasselbe Geldvolumen zur Verfügung haben wie zuvor, dann werden sie – wenn sie mehr für die teureren Güter ausgeben wollen oder müssen – ihre Käufe an anderer Stelle und bei anderen Gütern verringern. Das drückt den Preis dieser Güter nach unten, sodass das Preisniveau insgesamt gleich bleibt. Das folgt nicht nur aus der zwingenden Logik, dass man den Wasserpegel einer Badewanne nicht erhöhen kann, wenn man kein zusätzliches Wasser reinschüttet, sondern es liess sich auch in der Praxis der Goldwährung über 100 Jahre lang beobachten: Von 1790 bis 1913 war z. B. die Kaufkraft des Dollars konstant. Es gab einige geringe Auf- und Ab-Bewegungen, aber im Prinzip war der Dollar von 1913 derselbe wie der von 1850 und wie der von 1790. Und das trotz umwälzender Veränderungen in der Güterwelt des 19. Jahrhunderts wie bspw. die Erfindung und Ausbreitung der Dampfmaschine, die Elektrifizierung oder das Eisenbahnwesen.

Wer vermehrt denn nun die Geldmenge und wer ist somit der Verursacher der ständigen Teuerung oder – anders gesagt – des ständigen Kaufkraftzerfalls der Währungen? Es gibt auf den ersten Blick drei Schuldige:

1) die Zentralbanken, die mit ihrer Zinspolitik und ihren sonstigen Aktivitäten (z. B. die sog. Offenmarktpolitik) die Geld- und Kreditnachfrage steuern. Zentralbanken sind Inflationsmaschinen – und das ist ihr Zweck;

2) die Regierungen, die mit ihren Haushaltsdefiziten die Staatsschulden erhöhen – und somit auch das Geldvolumen. Wenn Politiker die Möglichkeit haben, beliebig Geld für Zwecke des Stimmenfangs zu schaffen, dann tun sie das auch; und

3) die Banken, die im fractional-reserve-System aus den Einlagen der Kunden die bis zu 10-fache Geldmenge in Form von Krediten zaubern können (jedenfalls in ihrer Gesamtheit – also im Konzert aller Banken).

Ein genauerer Blick zeigt aber, dass all diese Aktivitäten der drei Verursacher der Kredit- und Liquiditätsschwemme nur im fiat money-System möglich sind, ja von diesem System sogar systematisch herausgefordert werden. Die tiefste Quelle allen Übels ist also das reine Papiergeldsystem. Es lockt die menschlichen Schwächen mit Sirenenklängen – und niemand ist, wie Odysseus, bereit, sich an den Mast anzubinden. Und es ist, auch wenn ich mich wiederhole, das zerstörerischste System, das die Herrschenden jemals erfunden haben.

Schauen wir uns die Entstehung von Luftgeld einmal am Beispiel der Fed an: Das Schatzamt der Vereinigten Staaten stellt einen Staats-Schuldschein aus und verkauft diesen an eine Bank X gegen entsprechende Überweisung auf das Treasury-Konto = erstes Herbeizaubern von Luftgeld. Bank X hat nun also eine verbriefte Forderung an den US-Staat. Sie verkauft diese Forderung (also den Schuldschein) an die Zentralbank (FED). Die FED richtet der Bank X im Gegenzug ein Guthaben ein = zweites Herbeizaubern von Luftgeld. Bei einem Mindestreservesatz von 10 % verleiht Bank X 90 % ihres neuen Guthabens an andere Banken. Diese Banken haben nun neue Sichteinlagen und können wiederum je 90 % davon an ihre Kunden ausleihen = dritter Lufgeld-Zauber. Wenn die Kunden mit ihren Kreditgeldern Überweisungen vornehmen, z. B. zur Bezahlung von Handwerker-Rechnungen, dann können auch diese Empfängerbanken 90 % davon als Darlehen vergeben = Vierter, fünfter und sechster Lufgeld-Zauber, usw. usf. So entsteht also das easy money kaskadenartig, ohne dass dahinter ein echter Sachwert stünde (Der Prozess kann natürlich auch durch direkte Verkäufe von Staatsschuldscheinen an die Zentralbank eingeleitet werden).

Ohne das beliebig vermehrbare Papiergeld könnte es weder die permanenten Haushaltsdefizite des Staates geben noch eine Überexpansion der Kreditmengen durch die Banken, noch wären Zentralbanken erforderlich – und deren Zinspolitik schon gar nicht. So wie es ohne Alkohol keine Betrunkenen geben könnte, so auch ohne fiat money keine Inflation (Geldmengenvermehrung) – und somit auch keine Preisinflation. Ohne Inflation (also ohne Geldmengenvermehrung) auch keine Inflation der Konsumgüterpreise und keine Inflation der Vermögensgüterpreise. Und ohne Preisinflation keine Kaufkraftvernichtung des Geldes und keine wertevernichtenden Finanz- und Wirtschaftskrisen.

Warum in Dreiteufels Namen akzeptieren dann die Bürger die Inflation? Weil alle, die den Leuten etwas offiziell verkünden können, Inflationisten sind: Die Politiker, die Ökonomen, die Journalisten, die Banker und die Zentralbanker.

Die Politiker lieben die Inflation, weil sie auf diesem Weg heimliche Steuern eintreiben können. Die Bürger bezahlen nämlich mit dem Kaufkraftverlust ihrer Einkommen und Ersparnisse indirekt die ausufernden Staatsschulden, die sich im Ausmass der Inflation entwerten und endlos fortgesetzt werden können. Nicht nur das, was der Staat in Form von Steuern einzieht, kann von den Bürgern nicht mehr ausgegeben werden, sondern auch das, was der Staat an Schuldengeld ausgibt, muss von den Bürgern – via Inflation – „zwangsgespart“ werden, weil es die Kaufkraft ihres restlichen Geldes vermindert. Es bleibt sich gleich, ob ich jemandem von 100 Euro dreissig Euro per Steuer wegnehme oder ob ich seine 100 Euro so entwerte, dass er nur noch für 70 Euro Waren und Dienste kaufen kann. Das durch verminderte Kaufkraft – also durch den abnehmenden Wert der Einkommen und Ersparnisse verlorene Geld ist nicht einfach „weg“, es hat sich nicht „aufgelöst“, sondern andere haben es ausgegeben, vorzugsweise die Schatzmeister der staatlichen Institutionen.

Hinzu kommen bei Inflation die fiskalischen Vorteile der sog. „Kalten Progression“ – also das Hochrutschen der Einkommensteuerzahler in immer höhere Progressionsstufen auch dann, wenn ihre Einkommen real stagnieren und nur nominell steigen. Das Ganze ist ein infames Macht- und Pfründe-Spiel. Die Inflation ist der Preis für den gigantischen Betrug der politischen Kaste an den Bürgern. Das strategische Konzept des Betruges lautet: Wie nehme ich, Staat, den Leuten – möglichst ohne dass sie es merken – so viel von ihren Einkommen und Vermögen weg, dass ich sie damit in Abhängigkeit von mir und meinen milden Gaben bringen kann, in eine Abhängigkeit, die mir Macht und üppige Versorgung meiner Exekutoren einbringt?

Die Ökonomen lieben die Inflation, eine sog. „mässige Inflation“ jedenfalls, weil sie – getreu den Keynes’schen Lehren – glauben, sie fördere Wachstum und Beschäftigung. Und die Journalisten plappern das nach.

Die Banker sehen die Inflation als Preis des fiat money, für das papierene Falschgeld, das sie lieben, weil sie damit viel mehr Kredite gegen Zinsen vergeben können als sie bei einer Goldwährung ausleihen könnten.

Die Zentralbanker bekommen ebenfalls Zinsen für die aus heisser Luft gezauberten Kredite, die sie den Banken und dem Staat gewähren.

Und die Bürger akzeptieren die Inflation, weil sie die besagten Inflationisten für „Koryphäen“ halten und weil das Wissen über das Wesen des Geldes verloren gegangen ist. Die Menschen können nicht mehr zwischen Geld (genauer: Geldersatz) und Reichtum unterscheiden. Ahnungslos glauben sie, der Staat versorge sie mit Geld und Wohlstand, wenn er nur viel genug Papier- und Kreditgeld erzeugt und unter die Leute streut. In Wahrheit nimmt er ihnen mit jedem aus heisser Luft erzeugten Kreditgeld-Euro oder –Dollar Wohlstand und Eigentum, Vermögen und Ersparnisse weg, und letztlich auch ihre Freiheit. Der Staat kann den Leuten kein anderes Geld geben als das, was er ihnen zuvor abgenommen hat oder zugleich abnimmt oder später abnehmen wird. Anderes, wirklich eigenes, mit produktiver Tätigkeit erworbenes Geld, kann der Staat nicht haben.

So erklärt sich auch, dass bspw. ein 30-jähriger amerikanischer Arbeiter heute mit seinem Durchschnittsverdienst von (inflationsbereinigt) 35.000 $ pro Jahr 5000 $ weniger nach Hause bringt als sein Vater im Jahr 1974. Eigentlich müssten ihm 33 Jahre Produktivitätsfortschritt heute, in realer Kaufkraft gemessen, das Dreifache des Verdienstes von 1974 einbringen. Stattdessen ist er – dank des permanenten Kaufkraftverlustes – ärmer geworden. Die Preisinflation liegt seit vielen Jahren beim drei- bis fünffachen der offiziell verkündeten Zahlen. Allein die Prämien für die Krankenversicherung sind in den USA seit 2001 um 78 % gestiegen, die Löhne in derselben Zeit aber nur um 19 %. Auf längere Sicht sieht’s noch trüber aus: 1940 kostete eine U-Bahn-Fahrt in New York einen Nickel, also 5 Cent, heute 2 Dollar – also das Vierzigfache.

Bei uns sieht es nicht viel besser aus. Ich konnte mir als 11-jähriger Junge (also im Jahr 1951) am Kiosk ein Brezel für 5 Pfennige kaufen. Heute kostet das Ding einen Euro – also ebenfalls das Vierzigfache.

Aktuell wird die Preisinflation in den USA mit 4,1 % angegeben. Der Statistiker John Williams hat den Index kürzlich mit den Methoden gemessen, wie sie von den statistischen Ämtern der USA noch 1980 angewendet worden waren und die noch weniger verfälscht waren als heute. Das Ergebnis: Im Dezember 2007 lag die wahre Teuerung bei fast 12 %. Das ist auch der Grund dafür, dass die Fed die Geldmenge M3 seit fast einem Jahr nicht mehr publiziert. Angeblich, weil sie keinen Aussagewert mehr habe, in Wirklichkeit aber, weil sie ein zuverlässiges Indiz für die tatsächliche Preisinflation ist, die ihrer Steigerung auf dem Fusse folgt. Für das Jahr 2007 belief sich das Wachstum der US-Geldmenge M3 (nach Williams’ vorsichtigen Berechnungen) auf mehr als 15 %. Und aktuell steigt sie weiter mit Raten, die dem 6- bis 7-fachen des Sozialproduktwachstums entsprechen.

Die wahre Preisinflation oder der tatsächliche Kaufkraftverlust ist aber noch weitaus höher als solche Zahlen nahelegen. Preisinflation würde bspw. auch dann herrschen, wenn das Preisniveau stabil bliebe. Der Produktivitätsfortschritt würde nämlich bei unveränderter oder nur leicht steigender Geldmenge dafür sorgen, dass die Preise permanent leicht sinken würden – etwa um 1 bis 1,5% pro Jahr, wie die Erfahrung aus der Goldwährungszeit lehrt. Der Ökonomie-Professor Mark Brandly schätzt, dass die Preise heute 34 mal niedriger wären, wenn das Geldangebot seit 1959 unverändert geblieben wäre. Ein 20.000$-Auto würde dann heute nur 600$ kosten. Stattdessen ist allein in den zehn Jahren zwischen 1996 und 2006 die Weltgeldmenge (M3) um 50 % mehr gestiegen als das Weltsozialprodukt. (Das Welt-BIP um 60 %, die Weltgeldmenge um 90 %).

Betrachtet man einen längeren Zeitraum, so wird einem schwindelig: In den USA ist die Geldmenge von 1959 bis 2004 von 302 Milliarden $ auf 9.500 Milliarden gestiegen, eine Explosion um 3000 % (dreitausend Prozent). In derselben Zeit ist die Kaufkraft des Dollars um 85 % gesunken. Die Immobilien-, Kredit- und Hypothekenblasen der letzten Jahre konnten nur deshalb so gigantischen Umfang annehmen, weil Greenspan ab 2001 beim Geldangebot den Turbo eingeschaltet hat. Die Geldvermehrungsrate schoss 2001 auf 20 % hoch, schwankte in den folgenden drei Jahren um 10 % p.a.- und erreichte gegen Ende 2007 fast 18 %. In den meisten europäischen Staaten waren die Zahlen nicht viel besser.

Wahrlich beängstigend, ja geradezu apokalyptisch werden die Zahlen, wenn man die Summe aller inzwischen angehäuften Finanzanlagen (ohne Immobilien, aber inklusive der sog. Derivate) betrachtet. Diese wird auf weltweit 300.000 Milliarden Dollar geschätzt. Und das bei einem Weltsozialprodukt von rund 50.000 Milliarden Dollar. Das bedeutet: Sollten sich die derzeitigen Turbulenzen an den Finanzmärkten fortsetzen oder gar verschlimmern – und sollten dann auch nur 20 % dieser Finanzanlagen abgeschrieben werden müssen, so würden sich die Verluste zu einem Betrag summieren, der um 20 % über dem Weltsozialprodukt liegt.

Dass der Teufelskreis aus Kreditschöpfung und Verschuldung nun seinem Ende zusteuert, mag die Tatsache erläutern, dass aktuell jeder Dollar Mehrverschuldung in den USA nur noch ein zusätzliches Sozialproduktwachstum von 20 Cents erzeugt. In den 50er Jahren lag diese Relation noch bei 73 Cents. Ich bin sicher, dass die Domäne des reinen Papiergeldes die nächsten 10 Jahre nicht überleben wird. Es wird zusammenbrechen. Was danach kommt, kann niemand voraussagen. Sicher ist nur, dass es noch keinen Fehler, keine Narretei, keinen Wahn und kein Verbrechen gegeben hat, die vom Staat und seinen Schranzen noch nicht begangen worden wären. Es ist also höchst unwahrscheinlich, dass man ein vernünftiges und seriöses Nachfolge-Geldsystem installieren oder zulassen wird.

Es sind aber noch andere Zahlen in Umlauf, deren Zuverlässigkeit ich allerdings nicht prüfen kann. So sollten sich bspw. die im 3. Quartal 2007 weltweit umlaufenden Derivate auf 680 Billionen $ belaufen. (Deutsche Billionen, amerikanische Trillions). Das wäre das 48-fache des US-Sozialprodukts von 14 Billionen $ – oder mehr als das 13-fache der Marktkapitalisierung aller Aktien weltweit von rund 51 Billionen $. Alles Horroziffern. Einerseits könnte man zynischerweise fast von Glück reden, dass sich die Fluten aus den Geld- und Kreditschleusen der Geldangebotszauberer hauptsächlich in die Märkte für Vermögensgüter ergossen haben – und weniger in die Konsumgütermärkte. Wir hätten sonst längst eine Hyperinflation wie in Simbabwe. Andererseits ist ein Hochschaukeln der Vermögensgüterpreise auf die jetzt erreichten astronomischen Ziffern höllengefährlich. Setzt nämlich eine Abwärtsspirale ein – und das tut sie irgendwann, dann kann das – bei der inzwischen erreichten Fallhöhe – zu einem Einstürzen des Weltfinanz-Kartenhauses führen, zu einem Einsturz, von dessen Ausmass und Schrecken wir keine Vorstellung haben. Es ist nicht mehr undenkbar, diesbezüglich sogar von einem möglichen Untergang der westlichen Zivilisation zu reden.

Eine leise Ahnung davon hat wohl die Zentralbanken der Welt beschlichen, als sie in der zweiten Augusthälfte 2007 dem Bankensystem 300 Milliarden Dollar an Liquiditätshilfen zur Verfügung stellten. Das entspricht, um eine Vorstellung von der Höhe des Betrages zu vermitteln, einer Summe von 50 Dollar auf jeden Kopf der Weltbevölkerung von 6 Milliarden Menschen. Überflüssig, zu sagen, dass derart wahnwitzige und die Existenz der halben Menschheit bedrohende Entwicklungen unter der Domäne ehrlichen Marktgeldes (Gold- und Silbergeldes) völlig unmöglich gewesen wären.

Noch ein paar Worte zu den moralischen – besser: unmoralischen Folgen der Inflation:

Es sei hier an das Eingangszitat von Lenin erinnert: Die Zerstörung des Geldes zerstört die Gesellschaft. Der Autor Erich Leverkus hat trefflich formuliert: „Die Inflationsgesellschaft ist eine Ellbogen-Gesellschaft.“ Die steigenden Geldmengen treffen auf eine nicht im gleichen Ausmass erhöhte (oder gleich gebliebene) Gütermenge. Die Situation gleicht der einer Kollektivspeisung, bei der mehr Essensmarken ausgegeben werden, als Portionen vorhanden sind. Erst kommt es zu Gerangel, Geschubse, Vordrängeln und Streit, dann schliesslich zu Schlägereien, Raub, Diebstahl, Betrug und massiver Gewaltanwendung.

Der Mensch ist vom Instinkt nicht so eingeschränkt wie die Tiere. Deshalb ist er in allem potenziell masslos. Wenn ein „massloses Geld“ – wie das schrankenlos vermehrbare Papiergeld – sein Leben durchdringt, schwinden die Zwänge und reissen die Stränge, die ihn an die Realität anbinden. Er verfällt allen Arten des Illusionismus, seien sie charakterlicher, materieller, finanzieller, ideologischer, politischer, militärischer oder ersatzreligiöser Natur. Er wird frech-fordernd und gereizt, verschlagen und korrupt, gierig und neidisch, hasserfüllt und streitsüchtig, vergnügungssüchtig und verschwenderisch, oder lethargisch und ziellos. Geld und persönlicher Charakter sind eben auf vielfältige und subtile Weise miteinander verbunden. Das Selbstwertgefühl eines Menschen wird wesentlich davon beeinflusst, wie die Gesellschaft seine Arbeit bewertet – und Geld dient dabei als Bewertungsmassstab.

Wenn sich die Unterscheidung zwischen echtem Geld und Falschgeld aufzulösen beginnt – wie das beim fiat money systematisch und besonders in der Inflation des fiat money der Fall ist, dann geht der vielleicht wichtigste Wertemessfaktor und Bewertungsmassstab verloren. Die betroffene Gesellschaft wirft ihre Tabus über Bord und verkommt auch hinsichtlich ihrer Verhaltensregeln. Der Inflation des Geldes folgt die Inflation der Wertempfindungen – das heisst sie entwickeln sich in Richtung Beliebigkeit und lösen sich schliesslich ganz auf. Das, was die Ökonomen Zeitpräferenz nennen, verändert sich dramatisch. Das Hier und Jetzt wird wichtig; die Zukunft soll der Teufel holen; irgendjemand – vorzugsweise der Staat – wird uns schon über die Runden retten. Harte Arbeit, auch für die Familie und die Kinder und für die Zukunft der Nachkommen wird als dumm und einfältig betrachtet, Schulden machen und die Staatstöpfe anzapfen als clever und pfiffig. Sparen und Vorsorgen wird mehr und mehr zum Laster – und Konsum und unablässiger Genuss zur Tugend. Die Menschen fallen in einen Zustand permanenten Nicht-Erwachsenseins. Spass muss sein, auch wenn er in immer unerträglicherer Form aus der Glotze kommt. Das Leben wird zum Videospiel, angetrieben vom easy money und vom Kreditkarten-Geld.

Letztlich ist diese Kreditabhängigkeit der Weg in die Staatsabhängigkeit. Weil sie keine Reserven für schlechte Tage mehr haben, werden die Leute bei jeder unerwarteten grösseren Belastung durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Grossreparaturen hilflos und rufen nach dem Staat. Die Kinder beobachten das und lernen, dass man sich weniger auf Vater und Mutter verlassen sollte, sondern auf die staatlichen Sozialversicherungen und Hilfswerke. Altersvorsorge und Bildung der Kinder überlässt man ohnehin der Bürokratie und den öffentlichen Institutionen. Inflation und staatliche Abzocke lassen den Mittelstand ausbluten und führen in die Massenproletarisierung. Was den grossen sozialistischen Menschheitsverbrechern mit ihrer Zentralplanung und mit der Abschaffung des Eigentums nicht gelungen ist, nämlich den „neuen Menschen“ zu kreieren, ein geistloses, besitzloses, verantwortungsloses, sittenloses, bindungsloses, gewissenloses und religionsloses Ameisenwesen: Das scheint der politischen Demokratie-Kaste mit der monetären Zentralplanung und der Reichtumsillusion des easy money sukzessive zu gelingen.

Wenn dann die grosse Krise und der Zusammenbruch eintreten, werden diese entmündigten Staatsmündel ohnehin wieder nach dem starken Mann und der alles regelnden Partei rufen. „Wie der Albatros als Vorbote des Sturms“, hat Ortega Y Gasset geschrieben, „so tritt der Mensch der Tat stets am Horizont auf, wenn eine neue Krise ausbricht [und führt die Massen in die Barbarei zurück].“ Und vom amerikanischen Ökonomen Marc Thornton stammen die Worte: „Man muss begreifen, dass das gegenwärtige fiat money-System ein bewusst kriminelles System ist, das Gewinner und Verlierer produziert, wobei die Gewinner der Staat und seine Helfer sind, und alle anderen die Verlierer. Nur ein marktwirtschaftliches Geldsystem eliminiert die Möglichkeit zur Inflationierung und von Konjunkturzyklen.“ Es würde auch, so ergänze ich, die uferlose Machtausdehnung des Staates begrenzen und dem immer dreisteren Zugriff der politischen Eliten auf das Leben und das Eigentum der Bürger Einhalt gebieten.

Womit wir beim letzten Punkt angelangt wären, nämlich bei der Frage, wie ein solches marktwirtschaftliches Geldsystem beschaffen sein sollte. Nun, das beste aller Systeme wäre eine reine Goldwährung. Doch weil das voraussetzen würde, dass alle Staaten mitmachen – oder doch wenigstens die wichtigsten Industrienationen, können wir diese Lösung als illusorisch abhaken. Es bleibt die Möglichkeit einer zweitbesten Lösung – und die heisst „Konkurrierende Privatwährungen/Marktwährungen“. Sie einzuführen, wäre relativ einfach. Es bedürfte dazu dreier Schritte:

1) Abschaffung der Legal-Tender-Gesetze. Es müssten also alle rechtlichen Regulierungen beseitigt werden, mit denen das staatsmonopolistische Geld zum einzig zulässigen „Gesetzlichen Zahlungsmittel“ erklärt wird.

2) Zulassung privater Münz-Prägeanstalten – wie es sie bspw. in Kalifornien vor 1864 schon gegeben hat. Der Staat könnte weiterhin auf Zahlung der Steuern mit papierenen Euros bestehen, aber die Bürger müssten die Freiheit haben, bei allen Verträgen und Transaktionen auch anderes, privat geprägtes Geld zu verwenden oder zu vereinbaren. Natürlich nur im wechselseitigen Einverständnis, wie das bei privaten Vertragsschlüssen ohnehin selbstverständlich ist.

3) Verfassungsrechtliches Verbot jeder Art von Steuern oder Abgaben auf Wertsteigerungen der Privatmünzen oder auf deren Verwendung. Also keine Steuern auf die Münzen selber, auch wenn die Geschäfte, die damit getätigt werden, nach wie vor der üblichen Besteuerung unterworfen wären.

Diese Geldarten würden also sowohl untereinander als auch gegenüber dem Staatsgeld in einen Stabilitätswettbewerb eintreten, und es wäre dabei völlig egal, wohin sich die Preise für Gold und Silber oder für andere unterlegte Sachwerte entwickeln.

Nicht genau so, aber ganz ähnlich lauten die Vorschläge, die der grosse Ökonom und Nobelpreisträger Friedrich A. von Hayek in seinem Alterswerk „Denationalization of Money“ (Entstaatlichung des Geldes) gemacht hat. Die letzten drei Sätze des Buches sollten wir uns so tief einprägen, als wären sie mit glühenden Eisen in den dahinsiechenden Kadaver des heutigen Inflationsgeldes eingebrannt:

„Der Vorschlag [zur Einführung konkurrierenden Privatgeldes] deutet den einzigen Weg an, auf dem wir noch hoffen können, der anhaltenden Entwicklung aller Regierungen in Richtung auf den Totalitarismus Einhalt zu gebieten, der vielen scharfen Beobachtern als unvermeidbar erscheint. Ich wünschte, ich könnte den Rat geben, langsam vorzugehen. Aber die Zeit mag kurz sein.“

Lange vorher hatte Hayeks akademischer Lehrer, Ludwig von Mises, geschrieben:

„Es gibt keinen Weg, den finalen Zusammenbruch eines Booms zu vermeiden, der durch Kreditexpansion erzeugt worden ist. Die Alternative kann nur sein: Entweder die Krise kommt früher – als ein Ergebnis der freiwilligen Einstellung der Kreditexpansion – oder später als eine finale und totale Katastrophe des betreffenden Währungssystems.“

Man mag aus den Worten dieser intellektuellen Giganten erahnen, wie ernst es Hayek mit den beschwörenden Sätzen war:

„Ich wünschte, ich könnte den Rat geben, langsam vorzugehen. Aber die Zeit mag kurz sein.“

Sie war kurz, liebe Freunde. Zu kurz. Jetzt ist es wohl zu spät. Wir werden erleben, wie man die Agonie des Weltfinanzsystems dem Kapitalismus zuschreiben wird – und nicht seinem Zerstörer, dem sozialistischen Staatsgeld. Was der papierene Selbstmord wirtschaftlich und politisch nach sich ziehen kann: Die Generation unserer Eltern und Grosseltern haben es erlebt. Ich hatte gehofft, dass es unserer Generation und unseren Kindern erspart bleiben möge. Eine wohl vergebliche Hoffnung.

Inflation: Der papierene Selbstmord, in: eigentümlich frei, März 2008, S. 26-33