Themen: Gutmenschen

„Vivisektion des Gutmenschentums“ – Teil IV


Warum es nicht gut ist, Politik mit Mitteln der Moral zu praktizieren

Handeln auf Kosten anderer ist problematisch. Politik ist deshalb seit je eine zweischneidige Angelegenheit, denn sie ist immer nur auf Kosten anderer zu betreiben. Bei ordnungs- und sicherheitspolitischen Aktivitäten mag man im Urteil noch schwanken, weil die These, Ordnung und Sicherheit seien den meisten Bürgern „etwas wert“, diskutierbar ist. Bei Maßnahmen mit Umverteilungswirkung aber – und das trifft auf fast die gesamte Politik zu – muss das Urteil kompromisslos ausfallen: unmoralisch und daher illegitim.

Moral erstirbt, wenn Menschen bei ihren Entscheidungen nicht die eigenen Mittel einsetzen und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen nicht selbst tragen müssen. Moralische Prinzipien wie Ehrlichkeit, Friedlichkeit und Freiwilligkeit werden entweder befolgt oder aufgegeben. Kompromisse kann es hier nicht geben. Der Sozial- und Wohlfahrtsstaat hingegen beruht auf „moralischen Kompromissen“ — also auf einem Aufgeben moralischer Prinzipien. Wo immer man die Verbindung zwischen Beitrag und Belohnung, Leistung und Nutzen, oder Kosten und Ertrag kappt, wie das dem Sozialstaat systemimmanent ist, hat man den Hauptantriebsriemen jenes Generators zerstört, der Moral erzeugt.

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„Vivisektion des Gutmenschentums“ – Teil III


Warum es nicht gut ist, Anreize durch gute Absichten zu ersetzen

Das Gegenteil von „gut“, sagt der Volksmund, ist nicht „schlecht“, sondern „gut gemeint“. Gute Absichten sind keine Garantie für gute Ergebnisse. Wer aber gute Absichten hegt, lässt sich nicht so schnell von seinem Vorhaben abbringen — und will auch andere beglücken. Wer hingegen auf Anreize setzt, will andere nicht zwingen. Jede Person kann — nach eigenem Gusto oder individuellen Möglichkeiten — selbst entscheiden, ob sie dem Anreiz nachgeben will oder nicht. Der freie Markt bietet eine ungeheure Fülle von Anreizen, auch von täglich sich ändernden und neu entstehenden. Und das Schöne ist: selbst wenn der Einzelne, den Marktanreizen folgend, ohne „gute“ Absicht bloß seinen eigenen Kuchen bäckt, so vergrößert er dadurch doch den „großen Kuchen für alle“.

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„Vivisektion des Gutmenschentums“ – Teil II


Warum es nicht gut ist, den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben

Eigentlich ist die Sache ganz einfach. Wer den einen gegen ihren Willen nimmt und anderen gibt, bricht mit einem Rechtsprinzip — der Unverletzlichkeit des Eigentums. Wenn der Staat eine Legitimationsbasis hat, dann im Eigentumsschutz. Er schützt das Leben und die Unversehrtheit der Person sowie ihres rechtmäßig erworbenen Eigentums vor Übergriffen anderer — auch vor Übergriffen des Gewaltmonopolisten namens Staat selbst.

Was den Bürgern verboten ist, nämlich anderen unter Androhung oder Anwendung von Gewalt etwas wegzunehmen, kann nicht rechtmäßig sein, wenn der Staat es tut. Somit kann der Umverteilungsstaat, konsequent gedacht, niemals ein Rechtsstaat sein; denn seine vorgebliche Existenzberechtigung beruht auf systematischem Rechtsbruch.

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„Vivisektion des Gutmenschentums“ – Teil I


Warum es nicht gut ist, die Welt mit den Mitteln der Politik zu verbessern

Ist es Optimismus? Ist es Beharrlichkeit? Ist es Gutgläubigkeit? In den Demokratien des Westens ist der Glaube der Bürger an die Notwendigkeit und — per saldo — positive Effizienz der staatlichen Politik in den letzten 50 bis 100 Jahren trotz aller desaströsen Entwicklungen ziemlich unerschüttert geblieben. Genau besehen, beruht dieses anhaltende Vertrauen auf einer Reihe von Fehleinschätzungen seitens der Bürger.

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