Vom Klimawahn zur Energiekrise

 

Das sogenannte Kyoto-Protokoll der Vereinten Nationen wurde 1997 ausgehandelt. Es sieht verbindliche Ziele für die Reduktion des Kohlendioxid-Ausstosses vor. Die Europäische Union hat sich im Rahmen des Abkommens bereits verpflichtet, die C02-Emission bis 2020 um mindestens 20 Prozent zu senken. Da das Kyoto-Protokoll 2012 ausläuft, soll Ende 2007 eine Verhandlungsrunde über ein Kyoto-Nachfolgeabkommen im Rahmen der UNO beginnen. Auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm Anfang Juni 2007 hat Kanzlerin Merkel den Vorschlag des US-Präsidenten Bush zurückgewiesen, die 15 weltgrössten C02-Verursacher sollten ausserhalb des UNO-Rahmens über Emissionsziele verhandeln. Zuständig für internationale Klimaabkommen, so Merkel, seien allein die Vereinten Nationen. Es störte sie und die übrigen europäischen Politgrössen dabei nicht, dass die meteorologisch-physikalischen Thesen, die dem Kyoto-Protokoll als Grundlage dienten, bereits 1998 von mehr als 15.000 Wissenschaftlern stark bezweifelt oder abgelehnt wurden. In einer Petition hatten sie den damaligen US-Präsidenten Clinton aufgefordert, das Protokoll nicht zu unterzeichnen.

Ebenso wenig wird offiziell zur Kenntnis genommen, dass sich derzeit Ähnliches hinsichtlich der Berichte des sogenannten „Weltklimarats“ abspielt: Mehr als 2000 Wissenschaftler aus der ganzen Welt haben dem International Panel on Climate and Change (IPCC) in Genf Auswertungen von Computersimulationen vorgelegt. Dabei handelte es sich wohlgemerkt fast ausschliesslich um Hypothesen ohne jede Beweiskraft. Die aus dem Datenberg erarbeiteten zusammenfassenden Berichte des IPCC wurden jedoch nicht von Forschern verfasst, sondern von Politikern und Beamten des IPCC. Dabei wurden aus Hypothesen auf wundersame Weise Fakten – und zudem auch noch „selektive“ Fakten, also solche, die in die politische Agenda passen. Zahlreiche Wissenschaftler, die bei den ursprünglichen Dokumentationen mitgewirkt haben, sind deshalb über den Missbrauch ihrer Arbeiten entsetzt und identifizieren sich nicht mehr mit den Berichten. Isabel Mühlfenzl, die hierüber in den Schweizer Monatsheften berichtet hat, zieht zu Recht den Schluss: „Wer sich als Retter anbieten will, muss zuerst Ängste schüren, denn Angst fördert jene Opferbereitschaft, die weitere Steuererhöhungen als Voraussetzung der Rettung akzeptiert“ (sowie eine Ausdehnung der Staatsmacht auf alle Lebensbereiche, mag man hier ergänzen).

Die Theorie von der globalen Erwärmung, die der geschürten Klima-Hysterie zugrunde liegt, beruht auf drei Annahmen: Erstens auf der Annahme, das Erdklima funktioniere nach der Treibhaustheorie, zweitens auf der Hypothese, ein steigendes CO2-Niveau heize die Atmosphäre auf, und drittens auf der Behauptung, der höhere CO2-Gehalt sei von Menschen gemacht. Diese drei Annahmen sind allesamt falsch – oder zumindest höchst zweifelhaft und unbewiesen.

Zum Ersten: Im Jahr 2005 schrieb der bekannte Meteorologe Wolfgang Thüne in einem Brief an die Bild- Chefredaktion: „Hinter der Erfindung des ‚Treibhauses‘, wie der Warnung vor der ,Klimakatastrophe‘ verbirgt sich in Wahrheit der grösste und folgenschwerste wissenschaftliche Betrug der Neuzeit. Jede Wärmebildaufnahme von Wettersatelliten aus widerlegt die freche Behauptung, die Erde sei ein ‚Treibhaus‘, und die Erde widerlegt dies durch die nächtliche Abkühlung!“ Und: Wenn die Treibhaus-These der Erwärmung stimmen würde, dann müssten sich die höheren Schichten der Atmosphäre schneller erwärmen als die unteren Schichten. Die Messungen der letzten 20 Jahre haben aber das Gegenteil ergeben. Den Treibhaus-Effekt gibt es nicht.

Zum Zweiten: Die Forschungen zur Klimageschichte der Erde zeigen, dass es Millionen Jahre vor dem Erscheinen der Menschheit auf der Erde zwei Eiszeiten gegeben hat, die von einem CO2-Gehalt der Atmosphäre vom I6fachen des heutigen Niveaus begleitet waren. Ganz generell liefern die archäologisch-klimatologischen Forschungen die bislang einzigen Ergebnisse, die als wissenschaftlich gesichert gelten können. Kernbohrungen im arktischen Eis, die auf erdgeschichtliche Zeiten von mehr als 600.000 Jahren zurückreichen, belegen, dass ein jeweiliger Anstieg des CO2-Gehalts der Atmosphäre mit einer durchschnittlichen Zeitverzögerung von 800 Jahren nach Erwärmungsschüben auftrat. Das legt den Schluss nahe, dass höhere Temperaturen das Ansteigen des CO2-Niveaus bewirken – und nicht umgekehrt. Professor Ian Clark, ein führender archäologischer Klimatologe in Kanada, schreibt in einer Dokumentation mit dem Titel „Der grosse Erwärmungs-Schwindel: CO2 kann offensichtlich keine Veränderung der Temperatur bewirken, sondern ist ein Ergebnis der Temperatur; CO2 folgt den Veränderungen der Temperatur nach.“ Offenbar mussten die Ozeane erst einige hundert Jahre lang wärmer werden, bevor sie mehr von ihrem Kohlendioxidgehalt abgaben. Dass der jeweilige CO2-Anstieg dann die Atmosphäre zusätzlich erwärmt haben könnte, ist mit den Eisproben nicht nachweisbar.

Viele Klimatologen glauben, dass Sonnenaktivitäten in Verbindung mit kosmischer Strahlung und mit Wolkenbildungen die Ursachen für die Erderwärmung sind. Immerhin macht die Sonne 99,8 Prozent der Masse unseres Sonnensystems aus. Im Oktober 2006 hat der Forscher Henrik Svensmark experimentell nachgewiesen, dass kosmische Strahlung Wolkenbildung verursacht, was per Saldo einen kühlenden Effekt hat. In den letzten drei Jahrzehnten hat es jedoch weniger Wolkenbildung als üblich gegeben, weil das Magnetfeld der Sonne, das uns gegen kosmische Strahlung abschirmt, stärker geworden ist. Wahrscheinlich ist die geringfügige Erderwärmung der letzten Jahre hierauf zurückzuführen.

Zum Dritten: CO2 macht nur einen minimalen Bestandteil der Erdatmosphäre aus, rund 0,054 Prozent, und daran ist der von Menschen gemachte Anteil kleiner als ein Zwanzigstel. Es gibt auch Schätzungen, die von einer „technischen Emission“ (alle industriellen Aktivitäten der Menschheit umfassend) von nur 1,2 Prozent ausgehen. Die restlichen 98,8 Prozent sind biologischer Herkunft, das heisst sie entstammen der Atmung der Lebewesen, wobei das meiste Kohlendioxid von Bodenbakterien produziert wird.

Wenn das CO2 überhaupt eine Veränderungswirkung auf das Klima haben sollte, was in keiner Weise belegt ist, dann könnte sie nur sehr gering – und der von Menschen gemachte Anteil daran wäre so verschwindend klein, dass es geradezu lächerlich ist, sich damit zu befassen. Aber die ökopolitischen Interessengruppen nutzen die normalen Klimaschwankungen für ihre Untergangsszenarien, um daraus politisches und finanzielles Kapital zu schlagen. Ähnliche apokalyptische Vorhersagen haben sie während des Abkühlungszyklus’ von 1940 bis 1975 gemacht, als sie vor einer neuen Eiszeit gewarnt haben. Schliesslich geht es um ein Tausend-Milliarden-Geschäft. Die ganze Hysterie wird in Milliarden neuer Steuern münden, die allesamt durch die Hände von Politikern, Interessenverbands-Vertretern (Hunderte von Nichtregierungs-Organisationen) und Öko-Geschäftemachern gehen werden.

Dahinter steckt aber auch eine ungeheure ideologische Dynamik. Der Ökologismus ist (unter etlichen anderen Ismen) ein Zerfallsprodukt des Marxismus. Die gescheiterte „Verelendungsthese“ wird durch die Öko- und Klimakatastrophe ersetzt. Ziel ist die Auslöschung des Kapitalismus – und damit der westlichen Freiheit. In ihrem Buch „Lexikon der Öko-Irrtümer“ haben Maxeiner und Miersch zu Recht konstatiert: „Einer heimatlosen Linken ist als letzte Utopie die Klimakatastrophe geblieben.“ Doch ist die totalitäre Bedrohung, die von den Klima-Besessenen ausgeht, weitaus grösser, als solche Sätze anzeigen. Der Mensch ist für viele der Umwelt- und Klima-Propheten zum Feind Nummer eins geworden. Sie erklären offen, dass sie alle Autos, Kühlaggregate, Klimaanlagen, Wassertoiletten und fast alle elektrischen Geräte abschaffen wollen. Andere autoritäre „Verteidiger der Erde“ möchten die Bevölkerungszahl und die Konsum- und Hygienestandards auf Steinzeitniveau zurückfuhren. David Foreman, Mitbegründer von Earth First!, hat verkündet:

„Wir [die Menschheit] sind das Krebsgeschwür der Natur“ – und nannte sein ultimatives Ziel: „Zurück zum Deluvium“ (Frühe Eiszeit). Wie man dahin gelangen könnte, gab der Biologe David Gräber von sich: „Einige von uns können nur hoffen, dass der richtige Virus auftaucht.“

Kaum ein Bürger hat eine Vorstellung davon, wie viele Abkommen wie die Rio-Deklaration, die Erd-Charta, die Agenda 21, das Welterbe-Abkommen, das Bio-Vielfalt-Abkommen, die UN-Klimakonvention und das Kyoto-Protokoll bereits von ihren Regierungen unterzeichnet wurden – und wie weit die westlichen Nationen bereits fortgeschritten sind auf dem Weg zu einer totalitären Welt-Umwelt-Regierung unter zentraler Uno-Direktion.

Das Mindeste, was bei einem Fortleben des Klimawahns droht, ist eine unbeschreibliche Massenverarmung. Armut aber ist die grösste aller Umweltverschmutzungen. Man mache sich nur einmal klar, dass der technische CO2-Ausstoss immer und überall mit dem Einsatz von Energie einhergeht. Weniger technische Emission bedeutet also weniger Energie, und weniger Energie bedeutet weniger Autos und Flugreisen, weniger Klimaanlagen und Kühlschränke, weniger Waschmaschinen und Wäschetrockner, weniger Fernsehgeräte und Telefone, weniger Computer und Handys, weniger Lebensmittel und Kleidung – weniger von allem, was mit der Produktion und Nutzung von Öl, Kohle und Naturgas zusammenhängt, die bei ihrer Verbrennung allesamt Kohlendioxid in die Atmosphäre, abgeben.

Der amerikanische Ökonom George Reisman hat ausgerechnet, was es für die USA bedeuten würde, wenn die Forderung der Klimawandel-Kommission der UN (IPCC) von einer Verminderung der CO2-Emission um 60 Prozent bis zum Jahr 2050 in die Tat umgesetzt werden würde. Bei einer bis 2050 auf 400 Millionen gestiegenen Bevölkerungszahl entspräche das einer Verringerung des CO2-Ausstoßes je Kopf der US-Bürger auf nur noch 30 Prozent der heutigen Emission. „Da die Umwelt-Bewegten zugleich massiv gegen Atomenergie sind“, so Reisman, „bedeutet eine solche Reduktion nicht weniger als wirtschaftliche Totalzerstörung, Massenverarmung und Massentod. Der Umweltismus ist auf dem Weg, eine grössere Katastrophe zu werden als der vormalige Sozialismus, denn er würde statt Hunderten von Millionen Menschen künftig Milliarden Menschen auf dem Globus den Tod bringen.“

Hätte man vor zwei Generationen auch nur einen Emissionsstopp auf dem damaligen Niveau durchgesetzt, dann gäbe es heute weder Farbfernseher noch Computer oder Handys, weder CDs noch DVDs, weder Laser noch Satelliten, weder moderne Autos noch Grossflugzeuge, weder Spülmaschinen noch Wäschetrockner, weder moderne Medizingeräte noch Rettungshubschrauber. Schon ein Stopp der CO2-Emissionen auf heutigem Niveau hätte entsprechende Folgen für die Entwicklungen und technischen Fortschritte der Zukunft. Was würde erst eine Reduzierung der CO2-Emissionen im Ausmass der von den Klima-Hysterikern geforderten Zahlen zur Folge haben! Sie wäre tödlicher als jeder Krieg und jede Massenseuche. Schon 1998 hat der amerikanische Ökonom Jarret B. Wöllstein mit Blick auf die globalen Umweltprogramme der UNO gewarnt: „Diese Bewegung ist weltweit organisiert und wird täglich mit mehr Macht ausgestattet. Das Schlimme ist, dass sie Millionen von Bürgern auf ihrer Seite hat. Wenn irgendein Despot befehlen würde, dass die Amerikaner ihre Autos, ihre Häuser und Geschäfte, ihren Lebensstandard und ihre Freiheit aufgeben müssen, dann würden sie ihn lynchen. Aber wenn die neuen Öko-Totalitaristen dasselbe im Namen der Rettung der Erde fordern, finden sie millionenfache Zustimmung.“

Der sicherste Weg, den wir hinsichtlich Umwelt und Klima einschlagen können, heisst: Nicht mehr Staatseingriffe, sondern weniger. Wirtschaftliches Wachstum, freie Märkte und technischer Fortschritt (kurz: Marktwirtschaft oder Kapitalismus) sind die besten Mittel, bei der Energienutzung und bei der Entwicklung unschädlicher Energiequellen zu grösserer Effizienz zu gelangen. Überantworten wir unser Leben nicht der Politik. Deren Drang, die Welt zu erretten, war – wie wir von H. L. Mencken wissen – stets nur die Maske des Drangs, die Welt zu beherrschen. Trauen wir den mit dem politischen Gewaltmonopol ausgestatteten Weltrettern nicht über den Weg, denn ihr Ziel ist die Weltherrschaft und die totale Versklavung der Völker. Vertrauen wir statt dessen der einzigen Institution, die auf Friedlichkeit, Freiwilligkeit und Freiheit beruht: der Marktwirtschaft.

 

aus Junge Freiheit v. 27.07.2007, S. 22 (Forum)