Treffen mit Hans-Hermann Hoppe

Ein „liebenswerter Kotzbrocken“ (2009)

Der erste Besuch von Hans Hoppe in meinem Heimat- und Wohnort Waghäusel (Nordbaden, Deutschland) erfolgte im Juni 1995. Uta, meine geliebte Frau, lebte damals noch. Sie zeigte Hans voll Stolz den von ihr hingebungsvoll gepflegten Garten und fragte: „Gefällt er Dir?“ Hans, trocken und kurz: „Ja“. Ein wenig später machte Uta eine tänzerische Pose und fragte: „Gefalle ich Dir?“ Hans: „Ja“. Am Abend bereitete Uta ein köstliches Essen. Gespannt blickte sie auf den Gast und fragte schließlich: „Schmeckt es Dir?“ Hans: „Ja“. Darauf Uta: „Hans, Du bist ein Kotzbrocken, aber der liebenswerteste Kotzbrocken, den ich kenne. Ich liebe Dich trotzdem.“

Wir hatten in jenen Tagen den Pudel Olga von Professor Gerard Radnitzky als Pensionsgast im Haus. Ich setzte Olga auf einen Terrassenstuhl neben Hans und sagte: „Dies ist ein hochakademischer Pudel. Er besteht auf professoralem Umgang.“ Kommentar Hans Hoppe: „Es ist a priori wahr und bedarf keiner Falsifizierung, dass ein Pudel kein Mensch ist und somit auch kein Wissenschaftstheoretiker sein kann. Aber wenn er mag, darf er sitzen bleiben.“

hans-hermann-hoppe-auf-der-terrasse-von-roland-baader-mit-gerard-radnitzkys-pudel-olga-juni-1995

Viele Jahre gingen ins Land, bis Hans im Juli 2004 erneut die mühselige Reise nach Waghäusel antrat (mit dem Intercity von Frankfurt nach Mannheim, und von dort weiter mit dem Bummelzug). Da wir uns so lange Zeit nicht mehr gesehen hatten, war unsere Gesprächs-Schatulle übervoll. Und weil Hans schon am nächsten Tag zurück in die USA fliegen wollte, mussten wir an jenem Abend und in der Nacht ein Pensum an Gedankenaustausch bewältigen, für das man normalerweise eine Woche benötigt hätte. Als „Babbelwasser“ (badisch für alkoholische Getränke zur linguistisch-semantischen Beschleunigung) standen in meiner Bibliothek vier Flaschen Rotwein aus Sardinien (Cannonau) bereit. Als der Morgen graute, waren sie leer – und wir zwar noch klaren Sinnes, aber müde. Es folgte ein kurzer Schlaf.

Da Hans, der hinsichtlich des Umgangs mit falschen Göttern (so auch mit Bacchus) üblicherweise Vorsicht walten lässt, die sardische Flut ohne sichtbaren Schaden überstanden hatte, schickte ich ihm einige Tage später eine Urkunde folgenden Inhalts:

 

Die BRUDERSCHAFT ZUR ROTEN NASE,
Vereinigung sardischer Kampftrinker

beehrt sich,

Herrn Professor Dr. Hans-Hermann Hoppe

aufgrund erwiesener Tapferkeit bei der Schlacht von Waghäusel
in der Nacht vom 27. zum 28. Juli des Jahres 2004

zum

EHRENMITGLIED
auf Lebenszeit

zu ernennen.

Der Präsident:

Roland Baader

 

(Kleine Anmerkung: Eine „Schlacht bei Waghäusel“ hat es tatsächlich gegeben, nämlich 1849 zwischen den badischen Revolutionstruppen und dem preußischen Expeditionskorps).

Der Scherz fand in der Antwort von Hans seine Vollendung:

 

Lieber Roland,

die Anerkennung als sardischer Kampftrinker und die Ernennung zum
lebenslangen Mitglied Deiner exklusiven Vereinigung hat mich tief bewegt.

Dein Hans

 

Mich, lieber Hans, bewegt anlässlich Deines 60. Geburtstages tief, wie Du die Lügen- und Irrtums-Bataillone der Mainstream-Ökonomie auf dem ganzen Erdenrund aufgescheucht hast und wie Du wortgewaltig zum Fackelträger jener Flammen geworden bist, die Mises und Rothbard entzündet haben und die Du zu einem Feuer der Freiheit in Millionen Köpfen und Herzen angefacht hast.

Mit tausend Glück- und Segenswünschen:

Dein Roland


aus:Property, Freedom, and Society — Essays in Honor of Hans-Hermann Hoppe
(„Eigentum, Freiheit und Gesellschaft — Essays zu Ehren von Hans-Hermann Hoppe“).
Herausgegeben von Jörg-Guido Hülsmann und Stephan Kinsella.
Auburn/Alabama: Ludwig von Mises Institute, 2009. S. 57-59.
Bisher nur in englischer Sprache erschienen.

Das Buch ist sowohl in gedruckter Form erhältlich, als auch als kostenloser Download.

Hans-Hermann Hoppe auf der Couch in Roland Baaders Wohnzimmer, zusammen mit Gerard Radnitzkys Pudel Olga (1995)
Hans-Hermann Hoppe auf der Couch in Roland Baaders Wohnzimmer, zusammen mit Gerard Radnitzkys Pudel Olga (1995)