“Auf dem Pulverfass”

Die massive Geldmengenvermehrung durch den Aufkauf von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren seitens der amerikanischen Zentralbank (Fed) nennt sich „Quantitative Easing“ (QE), mengenmässige Erleichterung. Ebenso euphemistisch könnte man den Tod als „zeitliche Entspannung“ bezeichnen.

Die erste QE-Aktion der Fed, die bis März 2010 währte, belief sich auf rund 1.700 Milliarden Dollar. Vorige Woche kündigte sie den nächsten Schub von rund 900 Milliarden an, der bis Ende Juni 2011 laufen soll; 600 Milliarden davon in Form des Aufkaufs von US-Staatsanleihen. Im Kern ist das eine Nochmal-Monetarisierung bereits monetarisierter Staatsschulden, eine Turbo-Inflationierung der Geldmenge.

Die erste Flutung mit Ozeanen aus Zusatzschulden habe, so die Fed-Oberen, „zu geringe Teuerung“ bewirkt und sei zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nicht ausreichend gewesen. Dahinter steckt die keynesianische Irrlehre, man könne mit Inflation die Welt retten. Die alten Ökonomen wussten noch, dass man sie damit zerstört. Warum aber hat der erste Tausend-Milliarden-Schub keine Hyperinflation erzeugt – und weshalb erscheinen deshalb auch die Wirkungen des nächsten Geld-Tsunamis gefahrlos zu sein? Antwort: Die Fed hat zwar ein riesiges Fass mit Pulver gefüllt, aber bislang fehlte der Zündfunke. Die gigantischen Geldmassen haben weder ausleihende Banken noch Kreditnehmer gefunden. Sie haben nur die Reserven der Banken bei der Zentralbank aufgebläht.

Sollte die Bereitschaft zur Kreditvergabe und Kreditnahme wieder anspringen (und das wird sie irgendwann), dann haben wir den Funken – und das Fass explodiert. Die Amerikaner werden den Namen „Weimar“ lernen – und dass die Welt ausser von Bomben auch von Papier brennen kann.

“Junge Freiheit” Printausgabe vom 12.11.2010